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  • AutorenbildWandermeile

In der Selva


Seit zwei Tagen sind wir im Regenwald in der Liana Lodge stationiert. Diese Unterkunft ist mitten im Niemandsland. Schon die Anfahrt ist spektakulär. Mit dem Bus fuhren wir von der Stadt Tena 1,5 Stunden gegen Süden. Die letzte halbe Stunde ungeteert. In Puerto Barantilla stiegen wir aus. Ausser einem einfachen Haus im Wald und einer Anlegestelle am Fluss gibt's da nichts. Wir haben das Wassertaxi bestellt, das uns zur Liana Lodge bringen sollte. Als wir nach einer Dreiviertelstunde noch nicht abgeholt wurden, telefonierte uns Jemand vom Haus in die Lodge.

Bald hören wir das motorisierte Kanu und wir werden doch noch abgeholt. Die Fahrt ist wunderschön und als wir die Lodge erreichen, verschlägt es uns kurz die Sprache: Einmalig schön! Das Haupthaus ist mit Palmblätter gedeckt, ohne Wände. Da ist der Speisesaal, mit Holztischen, einer Feuerstelle mit geschnitzte Stühlen und das alles Mitten im Urwald. Als erstes wird gleich Mittagessen serviert: Spaghetti mit verschiedenen Saucen, frisch gepresster Fruchtsaft, Salat und ein Dessert.

Jetzt beziehen wir unser Haus. Auch ein Blätter bedecktes Haus, ohne Strom nur mit Kerzenlicht, einer Terasse mit Hängematte mit Blick in die Bäume des Dschungels. Bald schon erblicken wir viele Affen, die sich von Baum zu Baum hangeln. Viele noch mit einem Jungen auf dem Rücken. Fasziniert schauen wir dem Treiben zu.

Am Abend machen wir eine Nachtwanderung mit einem Guide.

Mit Gummistiefel und Taschenlampe ausgerüstet machen wir uns auf den Weg. Der Guide geht vor, wir im Gänsemarsch hinten nach, so verschwinden wir in der Dunkelheit des Waldes.

Zuerst sehen wir einen ganz kleinen Frosch auf einem riesigen Blatt. Herzig! Die weiteren Tiere sind nicht so herzig und das Staunen wechselt auch mal in Grausen. Wir sehen Stabschrecken, die Svenja jahrelang zu Hause im Terrarium gehalten hat. Schön ist es diese Tiere in ihrer gewohnten Umgebung zu treffen.

Wir sehen riesige Käfer und Grillen. Unser Guide findet überall wieder Tiere unter Blätter, in Nischen und Ecken.

Wir bücken uns unter einem Baumstamm durch, alle ausser Martin sind unten durch, da zeigt Martin auf eine handgrosse Spinne unten am Baum. Phu, zum Glück habe ich mich tief genug gebückt und vor allem liess sich die Spinne nicht auf mich fallen. Gefährlich sind die Spinnen da nicht aber ziemlich gruselig. Unsere Nachtwaderung geht zu Ende mit einer Entdeckung einer Riesenspinne vor der Zimmertüre (auf der Aussenseite) und einer grossen schwarzen Kakerlake im Bad. Thats jungle feeling!

Am anderen Morgen sind wir wieder im Regenwald unterwegs. Auch wieder mit dem gleichen Guide, wie auf der Nachtwanderung. Zuerst steigen wir steil einen Pfad den Wald hoch.

Der Guide voraus und wir schwitzend und keuchend hinterher. Das Klima hier in der Selva ist anstrengend. 30 Grad heiss und sehr feucht. Kleider trocknen kaum, was länger nicht gebraucht wird fängt an zu schimmeln.

So steigen wir in Einerkolonne hoch und der Schweiss läuft in Strömen. Der Guide zeigt uns verschiedene Pflanzen. Eine Wanderpalme, die sich in einem Jahr 30 cm vorwärts bewegt, oder der Zimtbaum, dessen Rinde stark nach Zimt riecht und die Blattstängel, wenn man sie kaut, zimtig schmecken; oder die Palmblätter, aus denen die Dächer geflochten werden. An einem Baum stochert der Guide in ein Loch und viele riesige Kongoameisen kommen heraus. Diese kann extrem schmerzhaft beissen. Fünf Tage Schmerzen bis zu 10 in der Schmerzskala. Diese Ameisen werde manchmal in Handschuhen junger Männer eingenäht. Wenn das die Männer überstehen seien sie richtige Männer. Das probieren wir lieber nicht aus.

Über unsere Gummistiefel sind wir froh, ist der Weg doch teilweise recht sumpfig und bei einer Flussquerung läuft auch etwas Wasser oben in die Stiefel.

Am Rio Rodriguez machen wir eine Badepause. Das Wasser ist braun aber erfrischend und das Schwimmen in dieser Szenerie umgeben vom dichten Urwald und herabhängenden Lianen ist ein einmaliges Erlebnis.

Der Guide hat Teigwarensalat mitgenommen, den er uns auf grossen Blättern serviert.

Frisch gestärkt wandern wir weitere zwei Stunden durch dichten Wald. Plötzlich wird es finster wie bei Dämmerung. Es windet stark ein Donnergrollen folgt auf das andere und bald fallen die ersten Regentropfen. Die einzelnen Regentropfen verwandeln sich in einen starken Gewitterregen. Zum Glück sind wir bald im AmaZoonico, einer Auffangstation für wilde Tiere, der auch vom Selva Viva Projekt unterstützt wird. Das Selva Viva Projekt wird von Spendengeldern aus der Schweiz, Deutschland und Österreich finanziert und hat verschiedene Projekte am Laufen. Eine Urwaldschule und das Studentenwohnheim, in dem Hanspeter zwei Monate arbeitete, gehört auch dazu. (www.selvaviva.ec)

Bald hört der Regen auf und wir nehmen an einer Führung durch den AmaZoonico teil. Der deutsche Volontär, der uns durch die Gehege führt, verströmt einen strengen Geruch. Säuerlich, moderig und alter Schweiss. So rieche man da im Regenwald, wenn man lange bleibe, meint Hanspeter. Dann nichts wie weg!

Im AmaZoonico sehen wir viele ausgesetzte, geschmuggelte oder wilde Tiere, die als Haustiere gehalten wurden, und jetzt nicht mehr ausgewildert werden können.

Oben in einem Pfosten entdecken wir eine junge Vogelspinne und im hohlen Pfosten wäre Mama Vogelspinne. Wir sehen aber nur ihre haarigen Beine. Das reicht mal!

An einer feuchten Mauer Innenseite entdecken wir eine Riesenspinne. Ich will mich an die Mauer lehnen, damit ich sie besser sehen kann. Da reisst mich Svenja weg, da dort auch ein grosses Exemplar sitzt. Sie sind nicht gefährlich aber für uns schon riesig und gruselig. Danke Svenja für deine Aufmerksamkeit.

Jetzt sind wir in den Anden in Baňos und haben unsere Wäsche in die Wäscherei gebracht. Oh, die Kleider stinken sehr, meint Frau Wäscherin, ob wir in der Selva gewesen wären. Sie werde viel Waschmittel brauchen um diesen strengen Geruch weg zu bringen.

Hoffe, dass es klappt.


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