Bise und Bisennebel im Mittelland sind eine graue Sache. Schon wieder einige Tage grau in grau. Grau am Morgen, grau am Mittag und grau-schwarz am Abend. Zum Glück habe ich ein heiteres Gemüt, sonst könnte dieses gräuliche Wetter auf die Stimmung schlagen.Am Samstag wollten wir die Sonne suchen. Ich stellte mir Skifahren vor aber Hanspeter scheute die Menschenmenge auf der Piste und auf der Strasse. So beschlossen wir mit ÖV und den Schneeschuhen im Gepäck auf die Lombachalp zu reisen. Bern, Interlaken und mit dem Postauto nach Habkern, ein kleines Dorf weit weg vom Massentourismus. Als wir da austeigen ist auch dieses schmucke Dorf in grauen Nebel getaucht. Aber halt, beim genaueren Hinschauen sieht man Blauschimmer am Himmel. Die Sonne drückt! Yeah, ich habs nicht zu hoffen geewagt, versprach doch der Wetterfrosch Nebelobergrenze bei 1700m.
Mit einem privaten Alpenbus werden wir zusammen mit anderen Wintersportler auf die Lombachalp gefahren.
Schon die Fahrt ist wunderschön. Bald schon scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel und der Schnee glitzert und verzaubert die sonst schon schöne Landschaft in eine Märchenwelt.
Angekommen auf der Lombachalp gönnen wir uns zuerst einen warmen Kaffee und einen feinen Nussgipfel. So jetzt sind wir bereit und schnallen unsere Schneeschuhe an. Wir folgen einem mit rosa Stöcken markiertem Schneeschnuhtrail. Auf der Lombachalp ist ein Wildschutzgebiet und das Verlassen der Wege ist verboten. Wir steigen gleich hoch und die Steighilfen der Schneeschuhe zeigen sich als nützlich. Oben auf dem Grat angekommen ist die Aussicht wunderbar. Was für eine wunderschöne Bergwelt! Wir erkennen Eiger, Mönch und Jungfrau, Schynige Platte, Schilthorn, die Siebe Hengste,hinter uns der Hohgant, Schrattenfluh und das Augstmatthorn. Wir sind ein dicht besiedeltes Land, einsame Ecken zu finden manchmal schwierig, aber diese landschaftliche Vielfalt, eine Bergwelt wie wahrscheinlich selten zu sehen auf der Welt. Was für ein Privileg!
Nach ein paar Föteli zieht es uns weiter über den Grat bis wir bei einer Alphütte eine windgeschützte und nach Süden ausgerichtete "Schitterbiege" sehen, die sich ausgezeichnet für den Mittagsrast eignet. Mir ist es vögeliwohl. Wanderschuhe an den Füssen, die Sonne im Gesicht und vor mir eine Aussicht mit Bergen und Hügel. Das ist meine Welt! So gefällts mir besser als das Arbeiten an meiner Literturrecherche für die Weiterbildung in Fribourg.
Aufgewärmt und mit vollem Bauch wandern wir weiter. Bei einer Abzweigung sind wir etwas unsicher wo unser Weg ist. Zwei Wege sind mit rosa Stangen markiert. Wir fragen andere Schneeschuhläufer und wir entscheiden uns noch weiter die Höhe zu behalten. Doch nach einer halben Stunde ist klar, wir sind falsch und marschieren auf dem Pfad auf den Hohgant. der Abstieg über eine hohe Schneeverwehung scheint uns zu riskant und so laufen wir ein Stück zurück. Die anderen zwei Schneeschuhläufer kommen mit. Nicht viel später sehen wir eine Stelle, wo wir einen Abstieg ab der Schneewächte wagen können. Ich gehe voraus, zögere aber und bin ängstlich da es steiler ist als von oben angenommen. Hanspeter übernimmt die Führung und steigt ohne zu zögern ab. Er kommt ins Rutschen, landet auf dem Hosenboden und rutscht so bis nach unten. Das mache ich ihm nach und am Schluss rutschen wir zu viert jauchzend und johlend den Hang hinunter. Hier muss noch gesagt sein, dass wir uns nicht mehr in der Wildschutzgebietzone befinden.
Bald schon erreichen wir wieder den offiziellen Schneeschuhtrail und wandern gemütlich zurück auf die Lombachalp. Bis nach Thun werden wir chauffiert mit der Schneeschuhbekanntschaft und wir merken, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben. Auch sie haben schon einige Wanderungen und Velotouren unternommen und geniessen sommerliche Fahrten mit dem Kanu auf Gewässer. Wer weiss vielleicht treffen wir einander wieder einmal auf der Aare oder irgendwo in den Bergen. "Man sieht sich immer zweimal", ist der Abschiedsgruss. Das hoffen wir doch!