Mein Geburtstagsfest soll eine Wanderung sein. Ich stelle mir das wunderbar vor: Mit meinen Liebsten unterwegs zu sein, Zeit haben miteinander zu schwatzen oder auch zu schweigen. Die Geburtstagswanderung soll an Pfingsten stattfinden, dauert zwei Tage und das Ziel, ist der Ort, wo ich aufgewachsen bin. "Zrügg zu de Wurzle", so nenne ich mein Fest. Das meiste ist organisiert. Heute wollen wir die Wanderung von Burgdorf ins Schönholz machen, Zeit stoppen, geeignete Rastplätze auskundschaften und schauen wo genau der Wanderweg verläuft. Mit Zug und Bus fahren wir nach Burgdorf Ziegelei. Im Bus treffen wir einen ehemaligen Schulkollegen von Hanspeter. Beide sind sich einig, dass ein Treffen unbedingt nötig wäre, da man sich doch so viel zu erzählen hätte.
Von der Ziegelei laufen wir kurz bergauf zum Hof Bättwil. Da haben wir das Abendessen und die Übernachtung mit den Gästen geplant. Auch heute sind Gäste auf dem Hof Bättwil. Die haben Glück, ist doch das Wetter heute wunderschöner Sonnenschein. Darauf kann ich nur hoffen.
Von Bättwil folgen wir einem Grasweg entlang von Kirschbäumen, schwer behangen von kleinen, frischen, grünen Kirschen. So wie es aussieht wird es eine reiche Ernte geben. Unser Weg führt hinunter zur Lochbachbrücke an die Emme. Das idyllische Restaurant Lochbachbad ist für immer geschlossen. Wir werfen kurz einen Blick in den malerischen Innenhof. Heute werden die Räumlichkeiten als Wohnungen genutzt. Das könnte mir da auch gefallen. Nah an der Stadt und doch weit weg vom Gewimmel. Erstmals wurde das Lochbachbad 1637 erwähnt. Ein idealer Ort sei es zum Baden, sonnig unter der Geissrüggenfluh mit Quellen und Wasserläufen. Später wurde das Lochbachbad umgenutzt und Bier gebraut und in früher Vergangenheit war es ein Restaurant. Nicht nur wir schauen sehnsüchtig in den Innenhof, auch ein Fahrradfahrer hat gehofft hier ein kühles Bier zu erhalten.
Wir wandern weiter dem Emmenufer entlang. Man merkt, es ist Sonntag, schön Wetter und die Menschen zieht es nach draussen. Fahrradfahrer, Wanderer, Spaziergänger, Jogger, Jung und Alt alle teilen sich das schmale Weglein der Emme entlang. Bald schon erreichen wir eine Kiesbank direkt am Wasser. Im Schatten der Bäume schläft ein Mann in einem Schlafsack, am Ufer geniessen Wanderer die beruhigende Sicht aufs Wasser. Wir verweilen nur kurz und wandern weiter. Bald schon erreichen wir Rüegsauschachen, queren die Strasse und sind wieder am Emmeufer. Es riecht nach Bärlauch, der in voller Blüte steht. Genau so muss Frühling riechen.
Wir rasten auf einer Kiesbank. Wie jedes Mal an der Emme finden wir schöne Steine. Kugelrunde, fein gemusterte, rötlich oder grünlich in allen Formen und Farben. Nein, heute bleiben alle auf der Kiesbank und keiner wandert in den Rucksack.
In Rüegsauschachen queren wir die Emme auf einem Hängelisteg. Er verbindet zwei Quartiere. Eines in der Gemeinde Rüegsau, das andere gehört zur Gemeinde Hasle. Wie der Namen schon sagt, wackelt der Steg bei jedem Schritt.
Lützelflüh streifen wir nur am Rand und folgen dem Goldbach Richtung Schwanden, vorbei an einem blühenden Rapsfeld. Wir merken, dass wir gestiegen sind. Hier sind die Bäume noch in voller Blüte. Stellenweise sieht der Boden wie verschneit aus so viele Blütenblätter liegen am Boden. Ab Schwanden gibt es noch den Bergpreis zu holen. Die letzte halbe Stunde steigen wir hoch übers Oberdörfli ins Schönholz. Da bin ich aufgewachsen und meine Eltern wohnen noch da. Ein mindestens 400 jähriges Bauernhaus, das Geburtshaus vom Bauernführer Niklaus Leuenberger, der 1653 in Trachselwald hingerichtet wurde. Heute erinnert nichts mehr an die blutige Vergangenheit. Es ist ruhig im Schönholz. Als wir einmarschieren auf den Bauernhof im Schönholz stehen Spargelbünde im Brunnen. Frisch geerntet in den steilen Emmentalerhügel. Schön sieht es aus aber es wird uns wieder bewusst, wie viel Handarbeit dahinter steckt.
Wir geniessen einen Kaffee und Schwatz mit meinen Eltern. Bald schon kommen wir wieder, aber mit vielen Geburtstagsgästen.