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AutorenbildWandermeile

Der höchste Pass unserer Reise


Der Ruhetag zu Hause hat gut getan. Das unbeschwerte Plaudern mit den Mädchen und das Merken, dass es ihnen gut geht allein daheim. Wir haben Rasen gemäht, unsere Eltern zum Grillen eingeladen, einen Schwatz mit Sue, unserer Nachbarin gehalten, unsere Wäsche gewaschen, unser weiches Bett genossen und einen Hausputz durchgeführt.

Am Freitagmorgen reisen wir nach Saas Almagell und wandern vier Stunden hoch zur Almagellerhütte. Vor dem grossen Regen erreichen wir die SAC Hütte, die vor allem Kletterer beherbergt, die das Weissmieshorn besteigen wollen. Für die Bergsteiger gibt es um 4.00 Uhr Frühstück, für uns um 7.00 Uhr.

Noch im Schatten steigen wir hoch zum Zwischenbergpass. Von der Hütte sind das nur 500 Höhenmeter aber wir werden schon ziemlich kurzatmig, ist der Pass doch auf 3200 m. Die Aussicht auf die Gletscher und die höchsten Berge der Schweiz ist gewaltig.

Wir folgen nicht mehr der rot-weiss-rot Markierung sondern der blau-weiss-blauen: Markiert aber weglos.

Der Abstieg ist anspruchsvoll. Die Felsen sind noch gefroren und sehr glitschig. Loses Geröll bedingt ein konzentriertes Gehen. Jeder Schritt muss sorgfältig gewählt werden. Es ist gefährlich, dass man mit dem Geröll in die Tiefe rutscht. Ich bin jedes Mal froh, wenn ich festeres Gelände unter den Schuhen habe.

Lustig ist das Rutschen über ein langes Schneefeld runter. Steil genug um ins Rutschen zu kommen aber ungefährlich.

Wir brauchen enorm viel Zeit und es gibt 2000 Höhenmeter zu vernichten.

Bei einer Pause sehen und hören wir wie Felsbrocken sich vom Gletscher vis à vis lösen und in die Tiefe poltern. Wir, mitten in Stein, Fels, Eis und Schnee. Zwei kleine Pünktchen in einer unberechenbaren Bergwelt. Man kommt sich sehr klein und nichtig vor.

Wir können nicht in Zwischenbergen übernachten. Ein organisatorischer Fehler ist uns unterlaufen und wir tragen kaum mehr Bargeld auf uns. Nach Anfrage im Restaurant in Zwischenbergen, kann da nur bar bezahlt werden.

So beschliessen wir gegen Simplon aufzusteigen und wild zu campieren.

Ich werde schon bald muderig und meine Energie ist ausgepufft. Acht Stunden wandern sind auch für mich genug. Hanspeter sucht für seine müde und nörgelnde Frau einen Schlafplatz und findet im Umkreis von 10 km den einzigen flachen Platz bei einer Kapelle. Gut gemacht!

Wir stellen das Zelt auf, machen Katzenwäsche und es gibt z'Nacht. Bohnensalat aus dem Päckli, Roggenbrot, Käse und Knoblauchsalami. Jetzt geht es mir auch wieder besser.

Früh verziehen wir uns ins Zelt. Die Essensresten nehmen wir wegen Ameisen auch ins Zelt. Der Knoblauchgeruch der Wurst beschert uns einen tiefen Schlaf trotz Gewitter und Regen.

Zum Frühstück gibt es nur einen Energieriegel. Der zweite organisatorische Faux Pas ist, dass unser Kocher noch in der Küche in Niederönz steht.

So laufen wir ohne Kaffee los. Nach gut zwei Stunden erreichen wir den Weiler Gabi an der Simplonpassstrasse. Leider ist das einzige Restaurant da zum Verkauf ausgeschrieben. Also weiter ohne Kaffee.

In Simplon Dorf gibt es Kaffee, Salatteller, ein sauberes WC, ein Brunnen mit Trinkwasser und einen Bancomat. Wir sind wieder guten Mutes.

Der Aufstieg auf die Simplonpasshöhe ist wunderschön.

Parkähnlich, vorbei an rustikalen Weilern, ein anspruchsloser Wanderweg, wo man laufen kann und dazu noch die Landschaft geniessen. Auf dem alten Saumweg der schon um 1600 erbaut wurde erreichen wir entspannt das Simplon Hospiz.

Da beziehen wir ein Zimmer bei den Augustiner Chorherren. Jetzt trocknet unsere Wäsche im frischen Bergwind.


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