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  • AutorenbildWandermeile

Südlichstes Tessin


Die Gegend im Mendrisiotto ist mir völlig unbekannt. Leider ist die Sicht auch weiterhin nicht gut und nach einer Gewitternacht hängen die Wolken tief. So beschliesse ich den Aufstieg auf den Monte San Giorgio nicht in Angriff zu nehmen. Der Gipfel ist im Nebel verhüllt. Schade! Ich wandere durch schöne Kastanienwälder und erreiche Meride, ein kleines, hübsches Tessinerdorf. Es ist viel los auf der Piazza. Die Dorfbewohner sitzen zusammen bei einem Apero. Heute ist hier Feiertag, Fronleichnam. Die Strassenränder sind mit Zweigen und Blumen geschmückt. In einem Hauseingang verkaufen Kinder Selbstgebasteltes. Ich kaufe ihnen ein Freundschaftsbändeli ab. Mich zieht es weiter über Tremona nach Besazio. Wenn ich nicht im Wald laufe, dann durch Weingebiet. Wird hier wohl der bekannte Merlot angebaut?

Es ist heiss, schwül und ich nehme nicht den grenznahen Wanderweg, da ich heute gerne noch in die Nähe von Chiasso käme. In Stabio mache ich eine längere Pause in einem klimatisierten Einkaufszentrum, das an diesem Feiertag geöffnet hat. Ich suche mir einen Platz bei einer Steckdose, plane meine heutige Weiterwanderung und lade dazu auch noch gleich mein Handy auf. Wandermeile wird erfinderisch.

Morgen werde ich heimreisen, da ein Termin mit der Lerngruppe der Schule ansteht. Darum möchte ich heute ganz in der Nähe von Chiassio übernachten, dass ich Morgen im Laufe des Vormittags heimreisen kann. Auf der Karte sehe ich bei Brusata einen Hügel, den Monte Morello. Da will ich versuchen ein Schlafpätzchen zu finden.

Ich laufe gedankenversunken einen steilen, steinigen Wald runter als ich plötzlich einen Misstritt mache und plumps liege ich am Boden und der schwere Rucksack auf mir oben. Wie eine Schildkröte! Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert, als ein paar Schrammen am Bein.

Nach sieben Stunden Wanderzeit erreiche ich müde und verschwitzt den Monte Morello. Ich habe mir den Ort etwas romantischer vorgestellt. Grosse Gestüte sind da, alles ist eingezäunt und mit Schildern "Privat" angeschrieben. Nein, da kann ich mir nicht vorstellen zu bleiben. Ich mache mich wieder an den Abstieg einem Kreuzweg entlang. Da sehe ich ein kleines Gras bewachsenes Plätzli. Gross genug für mein Zelt. Ein grosses Kreuz mit dem gekreuzigten Jesus steht oberhalb. Auch da will ich nicht über Nacht bleiben!

So beschliesse ich noch 1h30 bis nach Chiasso weiter zu gehen und schon heute Abend heim zu reisen.

Im klimatisierten Zug geniesse ich die Fahrt in die Nordschweiz, freue mich auf meine Lieben, mein Bett und eine erfrischende Dusche.


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