Mit Sack und Pack bin ich wieder nach Goumois gereist, dort wo ich meine Rundum Wanderung unterbrochen habe.
Diesmal ist der Rucksack schwerer, da ich jetzt mit Zelt, Schlafsack und Mätteli unterwegs bin. Das Wetter ist gut gemeldet und ich freue mich auf die nächsten Etappen. Der erste Abend in Biaufond möchte ich noch in einem Massenlager schlafen, die nächste auf einem Campingplatz und so bleibt mir das Freie Zeltlen noch etwas erspart. Aber ich werde, noch zu hause, eines Besseren belehrt. Das Haus mit dem Massenlager ist noch geschlossen und so reise ich nach Goumois im Wissen, dass ich schon in der ersten Nacht ein Plätzli zum Zeltlen suchen muss. Den ganzen Tag bin ich etwas nervös und der Wanderweg führt hauptsächlich durch Wald und das kann ich mir nicht so recht vorstellen: So alleine im Wald! "Zuerst gehe ich nach Biaufond, dort esse ich, kaufe ein, laufe noch eine Stunde dem Doubs entlang und schlafe am Fluss", so lege ich mir einen Plan bereit. Als ich in der warmen Abendsonne Biaufond erreiche, bin ich zwar begeistert wie idyllisch und schön es hier ist. Seen mit Seerosen, Schwäne mit Jungtieren, ein paar Kühe friedlich am grasen. Aber die zwei Restaurants sind geschlossen und kein Laden weit und breit. Wasser habe ich kaum noch und so gehe ich auf eine ältere Frau zu, die im Garten werkelt, und frage nach Wasser. Sie habe eine Zisterne und davon wolle sie mir nicht geben aus gesundheitlichen Gründen. Aber sie holt mir eine Flasche Mineralwasser aus dem Keller. Bezahlen darf ich nicht.
Ich wandere weiter dem Doubs entlang auf der französischen Seite. Im Rucksack habe ich noch Brotresten vom Mittag, ein Rüebli, Nüsse und ein Apfel. Das sollte reichen als Abendessen.
Der Wanderweg ist schmal, links geht es steil bergauf, rechts ist das Wasser vom Fluss. Kein Platz für ein Zelt. Ich bin müde, es ist schon 19.00 Uhr und meine Abenteuerlust etwas abgeflaut.
Nach einer weiteren halben Stunde erreiche ich das etwas heruntergekommene Hotel La Rasse. Ich bin immer noch in Frankreich aber französisch versteht da Niemand. Der Hotelbesitzer ist aus Holland und die Angestellte aus Polen. So frage ich in englisch ob ich mein Zelt neben dem Hotel stellen dürfe und bei ihnen essen. Dies sei kein Problem, auch WC und Dusche dürfe ich gerne mitbenutzen. Geht ja, freue mich, dass alles so gut klappt und stelle das Zelt unter strenger Beobachtung von anderen Wander-Hotelgästen auf. Aber halt, beim Auspacken finde ich keine Heringe. Ich werde nervös, schüttle noch mal kräftig alles aus, sortiere Innenzelt, Aussenzelt. Nichts! Zu Hause haben wir das Zelt, da es neu ist, probehalber aufgestellt. Ob die Heringe noch im eigenen Garten liegen. Ich rufe Hanspeter an und seine ruhige Stimme lässt meinen Adrenalinspiegel wieder etwas sinken. Daheim sei nichts, suche nochmals ruhig, meint mein besonnener Mann. Und siehe da, die Heringe liegen ganz brav zwischen Footprint und Innenzelt. Ein Telefon nach Hause kann Wunder wirken und bald schon steht Agnes (Das Zelt heisst "Big Agnes").
Es wird ein gemütlicher Abend. Ein Bretone, der einen dreiwöchigen Fernwanderweg macht, ein Ehepaar aus Brugg, die schon nach dem ersten Wandertag aufgeben musste wegen Kniebeschwerden der Frau und ein junges Paar mit Riesenrucksäcken, die für 5 Tage alles Essen inklusive Hundefutter für ihren Hund mittragen. Wir plaudern in französisch, englisch und deutsch durcheinander und ich verbringe eine ruhige Zeltnacht. Das Frühstück ist so riesig, dass es für mein Mittagessen auch noch reicht. Für mein Zeltplätzli mit Dusche und WC muss ich drei Franken bezahlen.
Die Weiterwanderung Fluss aufwärts ist purer Wandergenuss. Abwechslungsreich, landschaftlich wunderschön und grün n allen Nuancen. Mal hoch den Felsen entlang, dann wieder nah am Wasser, der Fluss wild und dann wieder zu einem See gestaut. Viel Touristen am Doubsfall, eine Glace am Kiosk und jetzt ein weiches Räseli auf dem Zeltplatz in Les Brenets.
Ab Morgen gibt es Wanderbegleitung über die Auffahrtstage. Die Sonne scheint und Wandermeile ist rundum zufrieden.