Dass es einen Wetterumsturz gibt, habe ich gelesen und auch die Wirtin in der Neumühle hat mich gewarnt, der Winter werde wieder zurückkommen. Im Regenradar sehe ich, dass es erst am Mittag mit regnen anfängt und so lasse ich mir das Frühstück am Abend vorher aufs Zimmer geben, damit ich früh los kann und vor dem grossen Regen schon ein Stück weit gewandert bin. Im Morgenlicht mit noch ein paar Sonnenstrahlen wandere ich entlang dem Flüsschen Lucelle bis ins Dorf Lucelle, wo ich im einzigen Restaurant einen Kaffee trinke. Ich staune nicht schlecht, als ich mit Euro bezahlen sollte. Ah, das Restaurant steht schon auf der französischen Seite. So geht es, wenn man grenznah wandert.
Ich durchwandere riesige Wälder und bin das erste Mal mit einem Navi ausgerüstet. In den Ferien in Korsika habe ich etwas geübt mit diesem Gerät umzugehen. Bis jetzt habe ich mich immer gesträubt gegen solche Technik. Aber leider mit einem schlechten Orientierungssinn ausgestattet und dazu noch eine Niete im Karten lesen, aber gerne alleine unterwegs, macht es schon Sinn. Jetzt habe ich es richtig zu schätzen gelernt, dieses Wahnsinnsgerät, das mir immer genau sagen kann, wo ich mich befinde, wann der Wald fertig ist, wann ich abzweigen muss oder wie weit es noch geht bis zum nächsten Dorf.
Ich wandere nicht nur durch grosse Wälder, sondern auch über grosse Weiten der Ajoie. Schwarze Wolken und ein kalter Wind lassen mich zügig weiter gehen und mit den ersten Tropfen laufe ich in Bonfol ein, wo ich ein spätes Mittagessen einnehme und bei strömendem Regen zum vorbestellten Bed and Breakfast trabe. Eine wunderschöne Villa, eine warmherzige Gastgeberin, ein warmes Zimmer und eine gemütliche Stube; was will man mehr. Den Nachmittag verbringe ich mit lesen und schreiben und ich stelle keinen Fuss mehr nach draussen. Am anderen Morgen staune ich nicht schlecht, als ich zum Fenster raus schaue. Die Landschaft hat sich in schwarz-weiss verwandelt. Es hat geschneit. Es braucht schon etwas Überwindung sich bei dem Wetter auf die Socken zu machen. Aber sobald ich draussen bin und etwas warm gelaufen, sehe ich, dass es wirklich kein schlechtes Wetter gibt. Es sieht auch schön aus nur halt anders. Das Laufen im Wald ist etwas schwierig, da die Äste durch die Schneelast schwer geworden sind und über den Weg hängen. Wenn der Schnee nasskalt den Nacken runterläuft ist das etwas unangenehm.
Weit und breit keine Menschenseele. Nicht einmal die Hündeler sind draussen.
Als ich durch Italien wanderte, habe ich mich von Daheim verabschiedet und bin losmarschiert. Beim ersten Teil der Rundum Wanderung kann Hanspeter nur tageweise dabei sein und ich habe auch noch Termine zu hause die ich wahrnehmen will. Der nächste Termin ist mein Abschiedsfest mit meinen ArbeitskollegInnen vom Spital. Darum reise ich von Boncourt nach hause und werde ein paar Tage nicht wandern und daheim die warme Stube geniessen.