Die Poebene ist ein Backofen und auch nachts wird es nicht kühler. Fahre ich am Mittag in ein Dorf ein, ist es ausgestorben. Zum Beispiel in San Benedetto Po. Ich fahre auf die Piazza, beim Kloster und es erinnert mich an den Western "Spiel mir das Lied vom Tod". Die Hitze, die Stille und der leere Platz. Der Unterschied zum Western, ich werde von einer freundlichen Frau zum Bed and Breakfast begleitet und verbringe einen kühlen Nachmittag im klimatisierten Zimmer. Im Kloster hätten Führungen statt gefunden, aber schon der Gedanke wieder über diesen heissen Platz zu schlendern, lässt mich schwitzen. Schade, durch diese Hitze lässt die Unternehmungslust etwas nach. Ich fahre durch die Poebene kleine Strässchen und finde auch Velowege. Es ist schön den Kanälen oder Flüsschen nachzufahren. Das Thermometer zeigt schon um 6 Uhr am Morgen 30 Grad an. Da in einem günstigen Hotel die Klimaanlage nicht funktioniert, schleppe ich das Bett ( ist eher ein Liegestuhl) auf den Balkon, spraye mich mit Mückenspray ein und kann so ein paar Stunden schlafen. Am Gardasee entscheide ich mich wieder mal zu campieren. Bin aber erstaunt und etwas erschrocken als ich den Preis höre. 34€ für einen steinigen Platz. Für die Schönheit des Gardasees zu sehen bin ich wohl zur falschen Jahreszeit da. Die Strassen, die Strände, der Campingplatz, die Städtchen sind vollgestopft von Touristen und es wird deutsch, holländisch und englisch gesprochen nur nicht italienisch. Der See bringt keine Abkühlung und ist eine warme Glungge. Erst nach Mitternacht schlüpfe ich in mein Schwitzzelt, schlafe kaum und stehe um fünf Uhr wieder auf. Ich radle zum nächsten See, dem Lago Iseo. Auch da ist viel los aber es wirkt noch ursprünglicher. Ich unternehme am Nachmittag eine erfrischende Schifffahrt. Es ist überbauen da im Norden Italiens. Grosse Strassen, Industrie, Städte... Für mich nicht sehr entspanntes Fahrrad fahren. Bergamo möchte ich umfahren, frage einen Mann nach dem Weg und er bietet mir an, mich durch Bergamo zu begleiten. Beim Umfahren komme ich sofort in die Hügel und ich wäre viel länger unterwegs. Gerne nehme ich das Angebot an. Mit dem Rad fährt er voraus alles Radweg und innert kürzerster Zeit kurven wir durch Bergamo. Mein netter Begleiter fragt mich nach meiner Reise und nennt mich nur noch "la Svizzera matta", die verrückte Schweizerin. So erreiche ich schon am frühen Nachmittag Lecco am südlichen Ende des Comersees. Ein frischer Wind weht und es ist merklich kühler. Ich packe mein Zelt aus, bade im See und verbringe die letzte Nacht in Italien. Morgen erreiche ich Lugano. Mein Abenteuer geht dem Ende zu. In Civitanova war irgendwie noch nicht die Zeit aufzuhören. Es war zu weit weg von daheim. Jetzt der Weg nordwärts hat auch noch zum Ankommen gehört. Ich freue mich auf meine letzte Woche unterwegs zu sein, auf Hanspeter, der mich die Leventina hoch begleitet, auf die Passfahrt über den Gotthard und auf das Heim kommen.