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  • AutorenbildWandermeile

Es chönnt no viu verreckter si


So war jeweils der Spruch von Hanspeter wenn ich die Situation schon ziemlich schlimm fand. Jetzt kommt mir dieser Spruch auch immer wieder in den Sinn. Mein Wecker klingelt um 6.00 Uhr und das erste, das ich sehe sind tausende von Ameisen. Eine richtige Ameisenstrasse in meinem Zelt. Die Tiere sind so klein, dass sie beim Reissverschluss einen Weg ins Zeltinnere fanden. Ich, als Morgenmuffel,finde das gar nicht toll, probiere so gut ich kann rauszuputzen. Und Hanspeter hat auch hier recht, es könnte viel verreckter sein. zum Beispiel wenn es Spinnen wären. Um 7:00 Uhr bin ich startklar und rase die zehn Kilometer ins Tal nach Terni. Mein schlechter Orientierungssinn lässt mich in der Stadt umherirren bis mir eine Frau einen Stadtplan gibt. Jetzt finde ich zackig aus der Stadt ins Val Sacco. Leider ist es kein Tal, wie es auf der Karte aussah. Der Fluss fliesst in einer Schlucht und die Eisenbahn hat ihr Trassee schön am Hang, und meine Strasse lässt mich 15 km aufwärts keuchen und schwitzen. Auf der Karte sah ich, dass ein ungeteerter Weg über einen Pass führt oder eine geteerte Strasse ist, die aber höher über den Berg verläuft und länger. Das Dorf, wo ich mich über den Zustand der Strasse informieren will, entpuppt sich als ein paar verschlossene Häuser. Ich fahre ungeteert weiter, als ich zu einem einsamen Haus komme. Ich höre ein Klopfen von einer Baustelle und finde da zwei Handwerker. Sie sei gut zu befahren, die ungeteerte Strasse,sagen die Männer und der Weg sei leicht zu finden. Ich mache mich auf den Weg und muss auf dem losen Kies viel schieben weil es steil ist. Weit und breit niemand nur Hügel und Wald. Nur diese zwei Männer wissen, dass ich da alleine unterwegs bin. Diesen Gedanken verfolge ich lieber nicht weiter. Plötzlich stehe ich auf einer Kreuzung. Rechts bergauf oder links abwärts? Ich stehe lange unentschlossen da und entscheide mich für runter. Hoffentlich komme ich nicht in ein falsches Tal. Es könnte aber noch viel verreckter sein und mein Velo Platten. Nichts dergleichen passiert. Ich höre ein Auto, halte es an und die Fahrerin sagt alles geradeaus komme ich nach Spoleto. Genau das will ich hören. Bis ich aber in Spoleto ankomme, fahre ich noch ungewollt auf einer Schnellstrasse und verfahre mich in einem Industriegebiet. Ziemlich erschöpft esse ich in der Stadt und bin etwas gefrustet. Schon sechs Stunden im Sattel und erst 30 km geschafft. Die Weiterfahrt ist wie fliegen. Mit starkem Rückenwind einem Radweg entlang, flach durch ein grünes Tal mit schönen Blicken auf Dörfer oben an die Hügel geklebt. Ich werde übermütig und will noch weiter bis Assisi. In einem schönen mittelalterlichen Dorf mache ich Pause und freue mich auf die letzten 20 km Fahrt. Wieder folge ich dem Radweg. Zuerst auf einem Strässchen, dann wirds ein Kiesweg, später Schotter, auf einem Damm im Gras. Ich weiss, dass das nicht mehr der Radweg sein kann. Irgendwo habe ich eine Abzweigung verpasst. Da aber die Richtung stimmt fahre ich weiter. Plötzlich endet mein Weg und ich stehe auf drei Seiten von Wasser umgeben im hohen Gras. Es bleibt mir nichts anderes übrig als wieder zurück zur Strasse. Sechs Kilometer Gegenwind. Ich weiss es könnte viel... aber es reicht mir schon so. Ich wähle jetzt die Landstrasse und Assisi ist immer noch ziemlich weit weg. Um 18.30 Uhr, nach 103km gebe ich auf, als ich am Strassenrand ein B&B Schild sehe. Da werde ich sehr umsorgt mit Früchten aus dem Garten und kühlen Getränken. Müde sinke ich ins Bett und denke: Es hät no viu verreckter chönne sy!


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