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Velomeile


Hanspeter und die Mädchen sind abgereist und ich habe noch einen Tag zum Packen, Haare schneiden, und wieder zwäg nuusche. Habe mehr Sachen auf dem Velo als im Rucksack. Zelt, Mätteli, Schlafsack, Karten und Veloflickzeug. Hoffe ich brauche das Flickzeug nie, auch trotz Veloflickkurs von Hanspeter, bin ich nicht sicher ob ich das Rad demontieren und vor allem wieder einsetzen könnte. Sabine ist auf meiner letzten Wanderetappe mitgelaufen und hat jetzt auch Fahrrad bereit um mich am ersten Tag als Velomeile zu begleiten. Wir starten nach fünf Uhr früh und kommen schon ins schwitzen auf den ersten vier Kilometer bergauf. Die aufgehende Sonne lässt das Dorf und die umliegenden Hügel in warmen Rottönen erscheinen. Es sieht wunderschön aus. Habe schon etwas ein mulmiges Gefühl jetzt wieder loszuziehen. Die Idee von der Heimreise mit Rad ist spontan geboren und nicht gereift. Bin etwas hin und her gerissen. Freue mich auf die langsame Heimkehr und habe das Gefühl, dass dies ein guter Abschluss meiner Reise ist aber habe auch etwas genug Hitze und das lange Alleinsein finde ich nicht so verlockend. Mal schauen, kann jederzeit abbrechen. Sabine kennt kleine Strässchen und wir radeln in ständigem Auf und Ab von Dorf zu Dorf. Wie schon beim Wandern haben wir einen ähnlichen Rhythmus und es ist gemütlich zusammen. In Alfedena donnert es und schwarze Wolken künden ein Gewitter an. Wir machen uns trotzdem auf den sieben Kilometer langen Anstieg. Bald schon regnet es wie aus Kübeln, es blitzt und donnert und das Wasser läuft bachweise die Strasse runter. Wir sind bis auf die Haut nass, als wir in Barrea ankommen und haben auch kühl. Da weht wieder ein Bergwind auf 950 m.ü. M. Unsere Planung mit Baden im Barreasee fällt buchstäblich ins Wasser. Zelt aufstellen geht tip top und dann wird Sabine auch schon von ihrem Sohn Gianni abgeholt und ich stehe wieder alleine da wie schon so oft auf meiner Reise. Da es den ganzen Abend immer wieder regnet verziehe ich mich früh ins Zelt. Am nächsten Morgen ist es noch kühl und seit langer Zeit ziehe ich wieder mal lange Hosen an. Ich brauche lange bis ich gepackt habe und fahre um 7.00 los, entlang dem Barreasee, nach Pescasseroli und dann ein Aufstieg auf den Colle del diavolo. Von da sehe ich auf die Ebene von Avezzano und je weiter runter ich fahre, bläst mir ein Wind entgegen wie aus einem Föhn. Da zeigt das Thermometer 36 Grad an. Da ich mit Gegenwind strample merke ich die Hitze etwas weniger. In Avezzano angekommen verziehe ich mich in ein Hotel, darf Velo in die Garage stellen und das flotschnasse Zelt aufhängen. Schade, dass es da keinen Campingplatz gibt. Die zwei Tage im Sattel haben schon ziemlich was abverlangt von mir. Habe Muskelkater in den Oberschenkeln und mein Allerwertestes ist sich nicht so harte Unterlagen gewöhnt und schmerzt ausserordentlich. Leider kann ich nicht vom Wandertraining profitieren. Ich habe mir vorgenommen täglich ungefähr 60 Kilometer zu radeln, je nach Gelände. Es ist da in der Region Abruzzen sehr bergig und ich probiere die höchsten Pässe zu meiden und mich durch die Täler zu schlängeln. Das geht nicht immer, besonders weil ich lieber kleine Strässchen fahre. Auch zum Lago del Salto bleibt mir ein zehn Kilometer langer Aufstieg nicht erspart. Schon früh am Nachmittag bin ich auf dem Camping am See. Komisch, ich bin alleine Gast da und ausser ein paar festinstallierte Camper, ist der Platz leer. Und das in der Hochsaison. Ich verbringe den Nachmittag am See mit baden und lesen. Auch da ganz alleine. Scheint nicht eine Touristenregion zu sein.


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