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AutorenbildWandermeile

Via dei Lupi


Stundenlang haben wir Karten studiert, abgewogen, welches wohl der beste Weg nach Civitanova del Sannio sei. Über die Berge? Aber finden wir da den Weg? Über Passstrassen laufen ist auch obermühsam oder doch der schnellste Weg in den Tälern bei 35 Grad auf Teer? So haben wir immer wieder Routen gesucht und auch wieder verworfen. In Subiaco erhoffen wir uns ein Tourismusbüro und auch Wanderkarten für den Naturpark der Simbruini Berge zu finden. Die Enttäuschung ist gross als wir die Öffnungszeiten des Büros sehen. Donnerstag bis Sonntag geöffnet, aber heute ist Montag. In einem Tabacchi können wir eine Wanderkarte kaufen und sehen wo es überall Wanderwege gibt. Aber die Wanderzeit ist immer noch schwierig abzuschätzen. Wir entschliessen uns weiter zu gehen nach Jenne auch dort soll es ein Parkbüro geben. Auf dem Weg nach Jenne besuchen wir die zwei Kloster von Subiaco. Im Kloster Santa Scolastica können wir mit einer Führung die drei wunderschönen Kreuzgänge sehen. In Sacro Speco, das spektakulär am Fels gebaut ist, schauen wir uns die reich verzierte, dreistöckige Kirche an, in der es auch wunderbar kühl ist. Unser Wanderweg nach Jenne führt lange entlang des Flusses wo wir einen herrlichen Badeplatz finden. Dass das Wasser so kalt ist, dass die Füsse richtig nageln, hätten wir nicht gedacht. Auch dass Jenne noch zweihundert Höhenmeter oberhalb des Flusses liegt überrascht uns und lässt den Schweiss aus allen Poren strömen. Das Parkbüro scheint offen zu sein. Die Tür steht jedenfalls offen, alles sieht verlassen aus. Im oberen Stock hören wir Stimmen und da sitzen ein paar Frauen um einen Kaffeeautomat herum. Hilfsbereit suchen sie uns Nummern von Refugio (Schutzhütten) und geben uns ein paar Tips. Jenne, und auch das Bed&Breakfast, wo wir nächtigen, hoch über dem Dorf gefällt uns und wir beschliessen einen Ruhetag zu machen. Wieder brüten wir lange über Karten, gehen am nächsten Tag nochmals ins Parkbüro und werden von vier anderen Frauen beraten. Hat das Parkbüro so viele Angestellte? Jetzt haben wir gefunden was wir suchen. Ein Fernwanderweg über die Simbruini Berge bis in den Abruzzen Nationalpark. Sechs Wandertage genau in die richtige Richtung. Die Via dei Lupi, der Weg, der Wölfe. Der Weg ist ausgeschildert, führt jeden Tag über eine Bergkette aber immer in ein Dorf mit Übernachtungsmöglichkeit. Die Beschilderung fordert uns etwas heraus. Da unser Wanderweg oft durch weglosen Wald oder Wiesen führt, können wir uns nur an den rot-weissen Zeichen orientieren. Diese sind manchmal verblasst, überwachsen oder am Boden auf einem Stein aufgemalt, dass wir sie nur sehen wenn wir über genau diesen Stein stolpern. Wir verlaufen uns zwischendurch, finden aber immer wieder den richtigen Weg. Wir laufen viel im Wald und kommen auch in bergiges Gebiet bis auf 1900m über Meer. Da ist es herrlich frisch und als wir hören, dass es in Rom 38 Grad sei geniessen wir den Bergwind um so mehr. Wir übernachten in einem kleinen Skigebiet, Campo Catino, alles sieht etwas heruntergekommen und verfallen aus. Auch hier hatten sie wohl schon bessere Zeiten. Das Hotel Eden, wo wir schlafen, ist riesig mit vielen Zimmer und grossem Speisesaal. Wir sind aber mit einer anderen Familie die einzigen Gäste. Das Wandern in der herrlichen Bergwelt geniessen wir und nehmen die Anstrengung von vielen Höhenmeter gerne in Kauf. Erstaunlich, dass wir kaum Tiere sehen, sind wir doch immer in den frühen Morgenstunden in den Wäldern unterwegs. Gestern meinte ich Wildschweine gehört zu haben. Ein Schnaufen und Grunzen, dann ein Getrampel. Gesehen habe ich nichts. Da auch Pferde in der Nähe waren, meinte Hanspeter, dass es wohl Pferde gewesen seien. Ich behaupte aber immer noch: es waren Wildschweine. Was wir am Boden sehen sind Stacheln von Stachelschweinen. Aber auch diese Tiere beobachten uns aus der Ferne. In dieser endlosen Weite, einsamen Wälder und auf schlecht markierten Wegen, bin ich froh nicht alleine unterwegs zu sein. Die einzigen Wanderer, denen wir begegneten, war in Campo Catino. Sonst sind nur wir und die wilden Tiere im Gebüsch.

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