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  • AutorenbildWandermeile

Toskana


Wieviel kann man eigentlich schwitzen? Das probiere ich rauszufinden indem ich täglich bachweise Wasser verliere. Es ist heiss da, täglich über 30 Grad und schattige Plätze sind nicht viele zu finden. Ich starte am Morgen immer früh, so um 5.30 Uhr, da ist es noch schön kühl, still und die aufgehende Sonne lässt die Landschaft noch schöner erscheinen. Ein weiterer Vorteil ist, wenn ich so früh los gehe, bin ich zeitig am Ziel und geniesse den Nachmittag mit Lesen, Schreiben, Ausruhen und das Dörfli anschauen. Vom Meer reise ich mit dem Zug nach Fuccechio, dort wo ich vor 10 Tagen nach hause gereist bin. Nach dem Mittag komme ich an, und bin in der brütigen Mittagshitze unterwegs nach San Miniato Alto. Telefonisch kann ich mich im Kloster nicht anmelden, da immer der Anrufbeantworter reinspringt, und so melde ich mich direkt an der Pforte. Die Nonne, die mir öffnet, ist etwas überrascht und klagt, dass sie ganz überfordert seien mit so vielen Pilger. So viel Wäsche gäbe das. Sie nimmt mich dann doch auf und ich bekomme ein hübsches Zimmer mit Bettwäsche und Badetücher. Da mich die Nonne eingeladen hat, nehme ich auch an der Messe teil. Mit dem Priester sind wir nur zu fünft in der Kapelle. Am gemeinsamen Abendessen treffe ich mehrere Pilger, die ich noch die ganze Woche sehen werde. Alles Italiener. Die nächsten Etappen führen durch die Toskana wie ich sie nur von Bildern kannte. Atemberaubend schön. Gut, ich muss gestehen, dass mir nicht nur die Schönheit den Atem raubt, sondern auch die Hitze und die Hügel. Die Etappen sind lang und es gibt keine Möglichkeit zum Unterbrechen. Auch führt der Wanderweg kaum durch Dörfer und so nehme ich jeweils genügend Essen und Wasser mit. Dadurch wiegt mein Rucksack etwas mehr als normalerweise. Die nächste Unterkunft in Chianni ist wunderschön. Nur eine Kirche und und das Ostello. Wir sind wieder die gleiche Truppe und scheuen den Weg in das nächste Dorf nicht um einen Aperitif zu haben. In der Bar Centrale, werden auf zwei Tischen im Garten verschiedene Platten aufgetischt. Mehrere Salate, belegte Brötli, Nüssli, Focchaccia und vieles mehr. Ob sie da eine Gesellschaft erwarten? Nein, das ist für die Allgemeinheit. Wir stürzen uns hungrig aufs Buffet. Später beim Abendessen mögen wir auch noch kräftig zuschlagen. Ich schlafe mit drei schnarchenden Herren im Zimmer. Sie entschuldigen sich schon vor dem Einschlafen. Und es stimmt, sie mögen alle drei kräftig sägen. In San Gimignano gönne ich mir einen halben Tag Pause. Die Stadt mit den hohen Türmen ist einzigartig und hat einen besonderen Flair. Die vielen, meist englisch sprechenden Touristen bevölkern die engen Gassen stark. Die Aussicht vom Torre Grande ist überwältigend und ich habe so richtig Glücksgefühle, dass ich so weit gekommen bin. Habe in diesen Tagen auch den tausendsten Kilometer gewandert. Am Morgen um 5.30 Uhr verlasse ich die stille Stadt. Leider ist es sehr neblig und die aufgehende Sonne verschwindet im Dunst. Trotzdem wirkt das Land wie ein Gemälde. Wir bleiben bis Siena die selben Pilger und treffen uns jeweils Abends in der Herberge. Nur die drei schnarchenden Männer sind ausgestiegen. In der Herberge in Abbadia Isola findet am Abend eine Fusswaschung statt. Würdevoll ist diese Zeremonie. Meine Füsse und meine Seele schätzen dies. Von Siena reise ich heim und unser Pilgergrüppchen teilt sich auf. Francesco geht seinen Weg weiter nach Rom, Natacha geht heim nach Florenz, Monica und Davide heim nach Verona und Maria macht ein paar Tage Ferien in Siena. Und ich freue mich auf meine Lieben.


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