Samstagnachmittag. Ich laufe auf Hochtouren. Körperlich an der Hausarbeit am Putzen, Wäsche erledigen und Rasen mähen aber gedanklich auf einer Wandertour. Das Wetter ist sommerlich warm und mich hält nichts mehr zurück. Ausser vielleicht die Hausarbeit, die auch mal wieder erledigt werden muss. Zwischen Staub wedeln und Zeitungen zusammenbinden, schaue ich auf dem Computer Bergtouren, Wanderwege und Marschzeiten an. Ich habs! Als Hanspeter mit einem vollbepackten Fahrrad mit Essensvorräten für die nächsten Tage heim kommt, eröffne ich ihm meine Pläne. Nach der Putzerei, Zelt, Schlafsack, Mätteli packen und zuhinterst ins Emmental ins Kemmeribodenbad und dort auf den Hohgant aufsteigen. Ich stelle mir das wunderbar vor in der warmen Abendsonne hoch wandern, oben unser Zelt aufstellen, die Bergwelt im letzten Sonnenlicht geniessen und am Morgen früh mit den ersten Sonnenstrahlen wieder erwachen. Zudem muss jetzt auf 2000 m. ü. M. Bergfrühling sein. Ich mag es kaum erwarten! Hanspeter, wie immer, ist eher der realistische Teil in unserer Beziehung. Der Aufstieg am Abend ist nicht zu unterschätzen mit 1200 Höhenmeter, meint er, und wie sieht es mit den Gewittern aus im Emmental. Schnell einen Blick auf den Regenradar von Meteo Schweiz werfen und die wundervolle Idee vom Zeltlen auf dem Hohgant muss verworfen werden. Es sind Gewitterzellen im Emmental und schon der Aufstieg wäre im Regen und das ausgesetzte Zeltlen bei Gewitter viel zu gefährlich. Schade schade schade! Aber keine Angst mein lieber Hohgant dich besteige ich auch noch!
Wir schlafen wie es sich gehört in unserem Bett. Aber der Wecker klingelt um 3.45 Uhr. Am Abend spät haben wir beschlossen den Sonnenaufgang im Jura zu geniessen. Sonnenaufgang ist um 5.30 Uhr. Wir packen ein kleines Frühstück und fahren mit dem Auto nach Langenbruck und von dort weiter auf den Chilchzimmersattel. Ein kleiner Passübergang vom Kanton Solothurn in den Kanton Basel Land. Wir kennen diesen Übergang, haben wir doch schon mal auf dem kleinen Parkplatz oben auf dem Pass im VW Bus übernachtet.
Wir stellen unser Auto auf besagtem Parkplatz ab und sind erstaunt wie kalt der Wind hier oben bläst. Der Weg auf die Belchenflueh ist nicht lang und nach 20 Minuten sind wir oben. Ein markanter Berggipfel da im Jura ist die Flue, mit einer Höhe von 1123m. ü. M. Die grosse Schweizerfahne weht im starken Wind. Wir sind nicht die Einzigen, heute Morgen früh auf dem Belchen. 12 Ziegen haben sich den zügigen, aussichtsreichen Ort ausgesucht für ihr Nachtlager. Leider ist der Boden von Ziegenexkrementen überböhnlet. Aber die Ziegen haben schon richtig ausgesucht. Die Aussicht übers Mittelland, bis zu den Alpen, weiter in die Nordwestschweiz und nach Osten gegen den Hauenstein ist wunderbar. In diesen frühen Morgenstunden haben sich Nebelfelder gebildet, die wie Seen in den Täler liegen. Gegen Osten ist der Himmel schon rötlich verfärbt aber bis sich die Sonne wirklich zeigt vergehen noch ein paar Minuten mit warten im kalten Wind. Schon oftmals erlebt und immer wieder ein faszinierendes Schauspiel wenn sich die Sonne als glühende Kugel am östlichen Horizont zeigt. Bald schon wärmt sie uns. Herrlich.
Wir steigen ab und wandern auf dem Jurahöhenzug weiter gegen die Challhöchi. Unser Weg führt entlang einer Militärstrasse aus dem Ersten Weltkrieg. Aufwändige Wappen und Gedenkschriften sind in den Stein gemeisselt. Vor uns hoppelt ein Hase. Er kann nicht ausweichen, da links der Strasse eine Felswand ist und rechts der Strasse eine Mauer. So hoppelt er vor uns hin, immer wieder wirft er einen Blick zu uns und hoppelt weiter, bis er einen geeigneten Abgang in den Wald findet. Sicher ist er froh uns entkommen zu sein.
Auf der Challhöchi finden wir eine schöne Bank unter einer Linde. Da gibt es Morgenessen. Brot, Käse, Apfel und Kaffee auf dem Thermos. Über uns die Lindenblust, feines Essen, schöne Aussicht. So muss ein Sonntag sein!
Wir wandern weiter, vorbei an der noch geschlossenen Alpwrtschaft Chall und weiter gegen den oberen Belchen. Ein komischer Turm lässt uns kurz stutzen, wissen wir nicht genau was das soll. Hanspeter findet es heraus. Es sind Lüftungsschächte von der Autobahn, die hier im Belchentunnel verläuft. Beim Gasthaus oberer Belchen, staben wir vorbei und steigen über blühende Wiesen wieder hoch auf den Chilchzimmersattel zu unserem Auto. In der Zwischenzeit ist es schon sommerlich warm und wir sind beim Aufstieg ziemlich ins Schwitzen gekommen.