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  • AutorenbildWandermeile

Alpenpanoramaweg Teil 6 Malters - Lüderenalp

Aktualisiert: 8. Mai 2021


Die heutige Wanderung auf dem Alpenpanoramaweg mache ich mit ortskundiger Führung. Renate, eine ehemalige Arbeitskollegin, begleitet mich. Sie kennt sich in der Gegend aus und hat mir viele Insiderinformationen. Wieder einmal finde ich mein Alpenpanoramaprojekt wunderbar. Unterwegs zu sein mit Begleitung, Begleitung, mit denen ich schon länger nicht mehr Zeit verbracht habe, sei dies aus Coronagründen oder weil sich der Lebensweg verzweigt hat. So ist es bei Renate. Wir haben jahrelang zusammengearbeitet, viele Schichten im Spital zusammen gemeistert, gelacht, geschuftet, Probleme ausgetauscht und viel Privates voneinander gewusst. Mit meinem Stellenwechsel haben sich unsere Wege getrennt. Umso mehr geniesse ich den heutigen Tag mit Renate. Wir wandern los in Malters, entlang der kleinen Emme, im Rücken der schneebedeckte Pilatus. Die Wettervorhersage verspricht uns Regen ab Mitte Nachmittag und so wandern wir zügig los. Der Bärlauch spriesst und bald schon schwitzen wir in der Regenjacke. Es ist wärmer als erwartet. Nach guten Gesprächen und etwas mehr als einer Stunde Wanderzeit erreichen wir Werthenstein. Die Klosterkirche ist schon von weitem sichtbar, hoch über der starkbefahrenen Strasse.

Im Jahre 1630 wurde die Klosteranlage erbaut mit einem grosszügigen Kreuzgang. Renate zeigt mir die Kirche, mit der sie viele Erinnerungen verbindet. Heute sind Arbeiter an der Renovation und so kommt der schöne Kreuzgang etwas weniger zur Geltung. Auch der Jakobsweg führt hier in Werthenstein vorbei und wahrscheinlich nehmen viele Pilger einen Schluck Wasser beim Gnadenbrünneli, wie auch ich.

Die Strasse führt steil den Berg runter, weg von der stillen Klosteranlage über die schöne Holzbrücke ins lebendige Werthenstein und weiter nach Wolhusen. Da braust uns der Verkehr um die Ohren und wir sind froh als wir im Sandmätteli das laute Dorf verlassen können. Aber mit so einem steilen Aufstieg habe ich nicht gerechnet und das mit leerem Magen. Renate, viel fitter als ich, juckt den Berg hoch wie eine Bergziege und ich schnaufe und schwitze wie ein Elefant hinten nach. Zum Glück gibt es immer wieder einen schönen Blick zurück nach Wolhusen, der es lohnt innezuhalten und zu verschnaufen. Auf der Struffenegg angekommen brauche ich unbedingt Futter und so lassen wir uns zwischen frisch gejauchten Feldern nieder und geniessen unser Mittagessen.

Das Wetter meint es gut mit uns und weit und breit kein Regen in Sicht aber trotzdem dürfte es noch etwas bessere Fernsicht sein, führt doch der Wanderweg mit grandioser Aussicht in die Innerschweizer Berge, über die Entlebucher Hügel bis weit ins Mittelland. Die Aussicht ist nicht ganz wolkenverhangen aber doch etwas grau in grau. Ich bin von Neuem erstaunt wie steil die Hügel, Krächen und Gräben hier auf der luzerner Seite des Napfgebietes sind und immer wieder kleben Häuser mit lustigen Flurnamen, wie Geierschwand, Obertreie, Studeweid, Jungholz, Goggei an diesen steilen Flanken.

Wir kommen vorbei an schönen Brätlistellen, lauschigen Bänkli, die zum verweilen einladen. Wir wandern aber zügig weiter bis nach Menzberg auf 1039m, wo heute nicht viel los ist. So wie mir aber Renate erzählt, kann es schon mal voll werden hier oben, wenn im Unterland Nebel ist und es die Menschen an die Sonne zieht. In diesem kleinen Bergdorf im Napfgebiet hat es eine stattliche Kirche, ein Hotel, einen Blumenladen und einen kleinen Lebensmittelladen. Was auch interessant ist, sind die 7 Strandkörbe, die verschiedenen Höhenwegen in einer Sternwanderung rund um Menzberg aufgestellt sind. Die Strandkörbe sind jeweils in der Herbst-Wintersaison an speziell schönen Aussichtspunkten platziert mit Blick übers Nebelmeer. Was für eine schöne Idee.

Wir reisen mit dem Postauto runter ins Tal nach Menznau und heim und ab unter die Dusche. Alle Kleider kommen in die Waschmaschine. Der Jauchegeschmack hat sich ganz schön breit gemacht in Kleidern und Haaren.

In der Zwischenzeit hat es wieder geschneit und unsere Wanderung von Menzberg auf den Napf ist einmal mehr eine Winterwanderung. Es ist bewölkt und kalt als wir aus dem Postauto steigen und durch tiefen Schnee Richtung Oberlehn stapfen. Schon von weitem ist das kleine Bäumlein auf dem Aussichtspunkt sichtbar. Die Panoramatafel ist kuhsicher eingezäunt und ein schöner blauer Strandstuhl lädt zum verweilen ein. Während Hanspeter das Panorama studiert und Berge in den Wolken probiert zu erkennen, lasse ich mich gemütlich im Strandstuhl nieder und lausche einer Sage, die aus dem Lautsprecher zu hören ist. Es wird erzählt, wie es dazu kam, dass die Gegend hier so zerklüftet ist. Fertig Berge bestaunt und fertig Sagen gelauscht, es geht weiter. wir folgen einer Strasse und wir kommen gut voran, ist doch die Strasse schneefrei. Bei der Chrothütte geniessen wir ein erstes Apero. Vor der Coronazeit wäre hier Restaurationsbetrieb. An diesem kühlen Sonntag sind wir die einzigen bei der Hütte. Nach einem anstrengenden Aufstieg durch tiefen Schnee erreichen wir die Stächelegg. Da sind wir nicht die Einzigen. Hier wird ein Take Away betrieben und eine Gruppe Wanderer geniessen dies und stehen mit Speis und Trank zusammen.

Noch der letzte Aufstieg und wir sind auf dem Napf. Immer wieder schön hier oben auf unserem "Hochzeitsberg" zu stehen. Viele schöne Erinnerungen kommen auf an unser Hochzeitsfest, das schon 29 Jahre zurückliegt. Wir sitzen vor dem geschlossenen Hotel an der schützenden Hauswand, essen unser Sandwich und unterhalten uns mit einem jungen Mann, der im Luthernbad im Jurtendorf ein Wochenende verbringt.

Wir bleiben nicht lange auf dem Napf, da nur alle zwei Stunden ein Postauto fährt und wir dies unbedingt erreichen wollen.

Der Abstieg vom Napf durch den tiefen Schnee geht besser als befürchtet. Es sind noch nicht viele Spuren im Schnee und somit ist es nicht eisig und im Pulverschnee ist es nicht ein rutschen sondern fast ein schweben. Wir sind schnell im Luhernbad und haben noch genügend Zeit den Pilgerort zu entdecken.

Wieder ist eine Woche vergangen und wir sind an diesem sonnigen Sonntag zu sechst unterwegs. Regina, Esther, Beat, Jörg und Hanspeter sind heute meine Begleiter. Wir starten wieder im Luthernbad und nach einer "Einkaufstour" in der Einkaufsjurte, die mit "luther guten Sachen" wirbt, begeben wir uns ins unterirdische Fuss- und Armbad. Ein mystischer Ort für die Seele. Wir baden unsere Füsse im sechs Grad kalten Wasser und jetzt sind unsere Füsse wanderbereit. Steil steigen wir hoch in das kleine Tälchen von Niespelund besuchen das Jurtendorf, das noch im Schatten liegt aber doch schon belebt ist. Es wird eine Jurte abgebaut undim Küchenzelt wird der Abwasch gemacht. Wir dürfen die Ess- und Aufenthaltsjurte besuchen und auch einen Blick in eine Schlafjurte werfen. Es sieht gemütlich aus und es ist ein eintauchen in eine andere Welt.

Jetzt geht es aber los. Wir wandern steil hoch, manchmal in tiefem Schnee dann wieder auf einem Waldweg. Es ist ein langer Aufstieg bis wir oben auf dem Aenzisattel ankommen und der Blick frei wird Richtung Alpen. Was für eine grandiose Aussicht vom Säntis bis zum Gantrischgebiet. Nochmals ein steiler Aufstieg und wir rasten auf dem Hochänzi. Da scheint die Sonne frühlingshaft warm und wir erholen uns vom anstrengenden Aufstieg. Die Weiterwanderung führt auch weiterhin durch tiefen, schweren Frühlingsschnee und ist teilweise anstrengen. Es gibt auch ausgesetzte, heikle Stellen, die wir vorsichtig und konzentriert begehen müssen. Schneefelder in Steilhängen sind heikel und wir sind froh als alle heil wieder festen Boden unter den Füssen haben. Immer wieder geniessen wir die Aussicht auf die schneebedeckten Berge, über das zerklüftete Emmental mit den stattlichen Bauernhöfen.

Als wir die Lüderenalp erreichen geniessen wir einen feinen Kaffee vom Take Away und setzen uns auf die längst Sitzbank der Welt. Sie wurde aus einem einzigen Baum angefertigt und ist 38m lang. Zwei Tage hat ein Holzkünstler an dieser Weisstanne entrindet, gehoblet, gesägt und gearbeitet bis dieses Kunstwerk fertig war. Was für ein Wunderwerk. Hier sitzen wir nun, geniessen nochmals diesen überwältigenden Ausblick und sind müde und zufrieden.


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