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  • AutorenbildWandermeile

Hoch hinaus


Vier wunderschöne Herbsttage erwarten uns. Wir reisen auf den Col du Pillon und freuen uns auf vier spannende Tage im Hochgebirge. Vier Etappen der Superlative warten auf uns. Wir sind auch etwas aufgeregt, erwarten uns doch auch ein paar Unbekannte: Der Aufstieg vom Col du Pillon zur Cabane des Diablerets ist im obersten Teil ausgesetzt und auch eine Gletscherquerung steht auf dem Programm. Als wir gegen Mittag auf dem Col du Pillon ankommen, merken wir, dass die Luftseilbahn zur Cabane des Diablerets wegen Renovationsarbeit eingestellt ist. Auch gut, so müssen wir gar nicht erst überlegen, ob wir den schwierigen und langen Aufstieg mit der Bahn abkürzen wollen. Doch schon bei der ersten Wegkreuzung sind wir unsicher, ist doch der blau-weiss markierte Weg wegen Steinschlag gesperrt. Wir studieren Karte und merken bald, dass es nicht unser Weg ist, der gesperrt ist. Über Alpwiesen steigen wir immer höher, bis hinauf zu Geröllfeldern. Weit unten im Tal sehen wir den grossen Parkplatz des Col du Pillons und auch das Dorf Diablerets. Über uns eine steile Felswand, die von unten unüberwindbar aussieht. Wir probieren uns vorzustellen, wo unser Weg durchführen könnte, sehen aber kaum eine Möglichkeit. Immer weiter steigen wir bergan, der blau-weissen Markierung folgend. Teilweise ist unser Weg mit Stahlseilen gesichert, wir traversieren Geröllfelder und Felsbänder. Fixe Seile und Eisentritte weisen den Weg bergauf. Als ich unseren Weg entlang einer unüberwindbaren Felswand verschwinden sehe, wird mir mulmig und ich denke schon ans Umkehren. Bei genauerem Betrachten sehe ich, dass dies der Klettersteig ist und unser Weg nach rechts führt und bald schon haben wir die Cabane des Diablerets auf 2485m erreicht. Da gönnen wir uns auf der Sonnenterasse Mittagessen aus dem Rucksack. Wir sind die einzigen Gäste, da die Bahn nicht fährt. Weiter steigt der Weg bergan, noch 300 Höhenmeter sind zu überwinden bis zum Gletscher. Schnaufend, schwitzend und keuchend steigen wir mit schweren Beinen bergauf. Ist es die Höhe, machen sich die bereits 1000 erklommenen Höhenmeter bemerkbar oder liegt das Mittagessen schwer auf? Was es auch immer ist, wir sind froh, als wir den Glacier Tsanfleuron auf 2810m erreicht haben. In unserem Wanderbuch steht, dass die markierte Spur der Pistenraupe über den Gletscher nicht verlassen werden darf wegen Gletscherspalten. Wir sind etwas verunsichert, dass wir am Gletscherrand zwar die Pistenraupe sehen, aber auf dem Gletscher keine Spur vorhanden ist. Uns bleibt nichts anderes übrig als mutig voranzuschreiten, der Felsklotz Tour St. Martin zeigt uns den Weg. Es ist ein mulmiges Gefühl fliesst doch unter dem Eis viel Wasser und ich bin manchmal etwas unsicher ob das Eis hält oder ob es plötzlich einbricht. Alles geht gut und nach einer Stunde auf dem Eis erreichen wir den Quille du Diable direkt am Abgrund über dem Talkessel von Derborence. Weit unten sehen wir unser Tagesziel, die Cabane de Parochet inmitten einer hellgrauen Karstlandschaft. Nirgends Platz für Gras oder Pflanzen, nur Fels und Stein so weit das Auge reicht. Wie eine gepanzerte Elefantenhaut mit Rillen, Falten, Spalten, Löcher und Gräben. Manchmal gefüllt mit Wasser, dass es blaue Seelein gibt.

Wir sind die einzigen Gäste in der Hütte, geniessen einen stillen Abend inmitten dieser unwirklichen Berlandschaft.

Die Morgensonne taucht die Felsen in warmes Licht und wir sind gut erholt und freuen uns auf einen weiteren Tag in den Bergen. Auch heute erwartet uns eine Wanderung im Hochgebirge. Lange führt unser Weg über Karstlandschaft. Kleine Kletterstellen sind zu überwinden, der Stein ist scharf und schroff. Es ist ein anstrengendes Gehen und wir sind froh, als wir auf dem Sanetschpass ankommen. Die einzige Stelle mit Wiesen und Gras, sonst erwartet uns heute nur Stein, Felsen und Geröll. Wir steigen den Arpeligrat hoch, Schutt so weit das Auge reicht. Aber die Aussicht ist fantastisch. Die Viertausender vom Wallis sind zu sehen, Grand Combin, Dent Blanche, Weisshorn und sogar das Matterhorn. Alles Berge, die wir von unserer Grenztour her kennen. Ein Abstieg und wieder ein langer Aufstieg auf den Col des Audannes erwarten uns. Anfangs im zickzack steigen wir hoch. Der obere Teil wird immer steiler und ausgesetzter und am Schluss steigen wir Leitern hoch, stehen auf luftiger Höhe auf Eisentritten und ich bin froh endlich auf dem Col des Audannes zu stehen. Der Aufstieg fand ich nicht ganz ohne und hatte etwas weiche Knie. Wir geniessen die herrliche Aussicht auf Berge, Gletscher und erblicken weiter unten unser Tagesziel, die Cabanne des Audannes mit einem wunderschönen blauen See.

Zufrieden erreichen wir die Hütte und geniessen mit anderen Gästen den Hüttenabend bei einem feinen Abendessen und sinken müde aber zufrieden unter die Decken.

Herrlich ist es im Herbst in den Bergen zu sein. Auch ich als Morgenmuffel kann den Sonnenaufgang geniessen. Geht doch die Sonne erst um 7.30Uhr auf.

Der Gang über die Karstfelder braucht viel Zeit und Kraft und wir kraxeln in ständigem Auf und Ab über Spitzen, Zacken, Schrunden und Schratten. Steil hinauf und gleich wieder genau so steil hinunter um gleich wieder hoch zu klettern. Eine chaotische Topografie, wir sind froh, dass uns die rot-weissen Markierungen den Weg weisen.

Am Lac de Tenehet machen wir Rast, leider ist es zu kalt um ins Wasser zu steigen. Hier führt ein Wanderweg übers Schnidejoch, wo 2003 ein fünftausend Jahre alter Lederschuh gefunden wurde.

Wir wandern weiter auf den Rawilpass und steigen dann steil hoch zur Wildstrubelhütte auf 2791m. Leider gibt es da eine Militärbahn und die Drahtseile der Bahn und die riesigen Masten trüben etwas die gewaltige Aussicht.

Unser letzter Wandertag bietet nochmals ein Highlight: Der riesige Gletscher der Plaine Morte. Ein kurzer Aufstieg zur Wisshorelücke. Oben angekommen erblicken wir schon bald das weite Becken der "toten Ebene". Wir steigen weiter auf zum Pointe de la Plaine Morte auf 2927m. Wow, was für eine Aussicht! Der Gletscher sieht aus wie ein grosses Nebelmeer und rund um uns unzählige Gipfel. Was für ein erhabenes Gefühl! Berge tun mir gut.

Jetzt folgt ein langer, etwas eintöniger Abstieg. Steile, geröllige Wege, entlang von Skipisten. Wandern in Skigebieten macht nicht so Freude. Bei der SAC Hütte Les Violettes trinken wir Kaffee und stärken uns für die letzten Höhenmeter runter nach Crans Montana. Wir geniessen nach vier Tagen Geröll und Steinen das saftige Alpgrün.

Vier herrliche Wandertage auf der Röstigrabenroute gehen zu Ende. Vier wolkenlose Tage im Hochgebirge. Was sind wir für Glückspilze!


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