Lange geplant und jetzt schon wieder vorbei. Meinen Geburtstag habe ich mit einer Wanderung gefeiert. "Zurück zu den Wurzlen" war das Motto. Zwei Tage zusammen mit meinen Gästen unterwegs sein. Wandern, geniessen, plaudern, schweigen, philosophieren, lachen, essen, baden, spielen und noch viel mehr, sol stellte ich mir mein Geburtstagsfest vor. Und es wurde noch schöner als vorgestellt.
Am Pfingstsonntag treffe ich einen Teil meiner Gästeschar am Bahnhof Wynigen. Alle gut ausgerüstet mit Wanderschuhen und Rucksack. Wir sind zwanzig Personen. Meine Schwester mit Partner aus Italien, Neffe mit Freundin aus Deutschland, Schwester und Schwager von Hanspeter, Freunde, Nachbarn und Familie. Eine bunte Gästeschar. Wir starten unsere Wanderung mit einem steilen Anstieg von Wynigen gegen Schwanden. Die Kondition reicht gut und es wird auch beim steilen Anstieg geplaudert. In Schwanden gibt es den ersten Rast und wir steigen bald weiter bergan, vorbei an der ehemaligen Käserei Hofholz und in den Wald mit dem interessanten Namen Diebstu. Der Waldweg ist nass, es riecht nach Bärlauch und ich höre wie über Rezepte mit Waldmeister oder Bärlauch gesprochen wird. Wandern wirkt inspirierend. Nach einer längeren Zeit im Wald erreichen wir die Passstrasse zur Lueg. Alfred, Urs, Christian und Hansperter scheuen den Abstecher zu einem der fünf ältesten Bäume der Schweiz nicht. Die Gerstler Eibe wird auf 600 Jahre geschätzt, hat eine Höhe von 15m und ist der Wappenbaum der Gemeinde Heimiswil.
An einem Waldrand unterhalb der Lueg gibt es Mittagsrast. Alle suchen sich ein Rastplätzli. Flühmanns geniessen eine Sitzbank, Johan und Guusje legen sich an die Sonne ins Gras, Mungge wählt eine Tanne als Rückenstütze und spielt mir auch noch ein lüpfiges Stück auf der Blockflöte vor. Nach der Mittagsrast werden Stimmen laut, dass ein Kaffee im Restaurant Lueg ein "Muss" sei und so belagern wir die Gartenwirtschaft. Gestärkt mit Kaffee oder einem kühlen Bier wandern wir weiter über Rothenbaum. Hier hätte man wunderbarer Bergblick, aber das müssen wir uns nur vorstellen. Macht nichts, das Wetter hält sich gut und zwischendurch wärmt uns die Sonne. Die schwarzen Wolken und entferntes Donnergrollen lassen uns kalt.
Auf der Egg trifft noch Urs, der Bruder von Hanspeter mit seiner Familie dazu. Wir wandern bis nach Rachisberg, wo wir nur dank der Aufmerksamkeit von Johan den Abzweig nicht verpassen. Steil geht es runter und die Tanne, die quer auf dem Wanderweg liegt, umwandern wir im steilen Gelände.
Kurz vor dem Bauernweiler Brachacker queren wir eine Weide und die Rinder liegen genau vor dem Weidetor. Svenja geht mutig als Kuhflüsterin ans Werk und schafft es zum Tor vorzurücken und dies zu öffnen ohne, dass die Rinder die Weide auch mit uns verlassen.
Noch ein kurzer Aufstieg und wir erreichen einen schönen Rastplatz mit Blick über Busswil, ein kleiner verwunschener Weiler. Eine grosse Schaukel lädt zum Schaukeln ein mit Blick über das hügelige Emmentalerland.
Nach einem steilen Abstieg erreichen wir den Hof Bättwil unsere Unterkunft. Es erwartet uns ein Apero und bald schon kühlen wir unsere heissen Wanderfüsse im kalten Brunnen. Die meisten Gäste schlafen auf dem Hof. Es werden Zelte aufgestellte, Zimmer bezogen oder Schlafsäcke im Strohlager aufgerollt.
Alle freuen sich auf das Abendessen und die Gastgeber von Bättwil sind etwas erstaunt, wie viel wir essen mögen. Wahrscheinlich bewirten sie nicht täglich hungrige Wandersleute.
Um Mitternacht wird es ruhig in Bättwil.
Schon früh am Morgen erfrischt sich Alfred im kalten Brunnen. Brr, das ist nicht Jedermanns Sache. Direkt aus dem warmen Schlafsack in den kalten Brunnen.
Nach dem reichhaltigen Frühstück sind wir wieder startklar. Es sind neue Wanderer dazugekommen, andere kehrten nach Hause.
Heute ist es wärmer und wir geniessen die lange Pause am Emmeufer. Baden ja oder nein, ist die Frage. Nur Alfred hat die Badehose im Rucksack. Aber nur ein kurzes Zögern und dann hält uns nichts mehr und wir springen in der Unterwäsche in die kalte Emme. Eine herrliche Erfrischung! Etwas weniger schön ist es mit der nassen Unterwäsche wieder in die Wanderkleider zu steigen. Aber dies braucht nur kurz etwas Überwindung.
Bald schon erreichen wir das Schönholz. Da werden wir schon von den letzten Gästen erwartet. Schöne Wiesensträusse schmücken die Tische, Peter rührt mit seinem Sohn schon im Risotto und die ersten kühlen Biere werden genossen. Das Fest klingen wir aus mit dem gemütlichen Zusammensein im Schönholz. Wir sitzen unter der riesigen Linde schauen über die Hügel, plaudern und lassen das wunderbare Geburtstagswanderwochenende ausklingen.
Vielen lieben Dank Allen, die mitgeholfen haben, dass meine Geburtstagsfest so schön verlaufen ist.
So lässt es sich gut 50 sein!